„Was hab ich?“ macht Arztbriefe verständlicher
Die Plattform „Was hab ich?“ übersetzt seit über 10 Jahren Patientenbriefe in eine für Patienten leicht verständliche Sprache. Dieser Service ist kostenfrei, dafür arbeiten im Hintergrund viele Medizinstudenten und Ärzte ehrenamtlich. Im Gegenzug lernen sie viel über eine gelingende Arzt-Patienten-Kommunikation. Mit Beatrice Brülke, der Kommunikationsmanagerin der Plattform „Was hab ich?“ haben wir über das Angebot und den Nutzen für beide Seiten gesprochen.
Die Idee ist so erfolgreich, weil sie so einfach ist. Medizinstudenten und Ärzte „übersetzen“ medizinische Befunde für Patienten und lernen dabei, selbst besser und verständlicher zu kommunizieren. Beatrice Brülke erzählt aus den Anfangstagen: „Begonnen hat alles im Jahr 2011, als zwei Medizinstudenten in der Familie und von Freunden immer wieder gefragt wurden, was denn bestimmte Begriffe oder Diagnosen in den Arztbriefen bedeuten. Zusammen mit einem Informatikstudenten haben sie dann innerhalb von nur 4 Tagen die Webseite „Was hab ich?“ erstellt und online geschaltet. 12 Minuten später wurde der erste Befund von einem Patienten eingesendet und 4 Wochen später waren es bereits über 500 Befunde.“ Das Faktenblatt zum 10-jährigen Jubiläum gibt einen schnellen Überblick zur Geschichte der Plattform.
Das Portal nutzt ausschließlich schriftliche Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten. Und so funktioniert das Angebot, das für Patienten kostenfrei ist. Zunächst tragen sich die Interessenten online auf eine Warteliste ein, aktuell kommen sehr viele Anfragen rein und es kann sein, dass die Warteliste des Tages schon am Vormittag voll ist. Hier kann also etwas Geduld erforderlich sein. Nach einigen Tagen erhält man dann eine Mail mit dem Link zum Hochladen der ärztlichen Befunde. Dabei können alle persönlichen Angaben geschwärzt werden, so bleibt die Anonymität bestens gewahrt. Die ehrenamtlich tätigen Medizinstudenten und Ärzte greifen darauf zu und arbeiten die Anfragen in der Reihenfolge des Eingangs ab. Oft wird dabei der Inhalt nicht einfach nur in verständliche Sprache übersetzt, sondern auch noch mit Erläuterungen versehen. Das ist aufwändig und braucht seine Zeit. Eine Woche kann es schon dauern bis der Patientenbrief in verständlicher Sprache zurückkommt.
Die Geduld lohnt sich, denn mit der „Übersetzung“ und den Erläuterungen ist es vielen Patienten und Angehörigen zum ersten Mal möglich, ihre Befunde und Arztbriefe wirklich zu verstehen. So können sie auch besser reagieren und ihren Beitrag zum bestmöglichen Behandlungserfolg leisten. „Die Rückmeldungen vieler Patienten zeigen, wie wertvoll dieser Service ist und das bestätigt die ehrenamtlichen Studenten und Ärzte, weiterzumachen und ihre freie Zeit einzubringen“ erläutert die Kommunikationsmanagerin Beatrice Brülke. Anhand der Rückmeldungen ist auch ein kleiner Ratgeber für Patienten entstanden, mit denen sie besser vorbereitet ins Arztgespräch gehen können. Die Broschüre kann hier kostenfrei angefordert werden.
Bis heute sind mehr als 60.000 Anfragen beantwortet worden und mehr als 2.900 Ehrenamtliche waren in dieser Zeit tätig, oftmals nur für Monate oder ein paar Jahre. Aktuell sind knapp 200 Medizinstudenten und Ärzte ehrenamtlich aktiv, daneben gibt es 15 Festangestellte, davon 9 Ärzte. Neben der direkten, kostenfreien „Übersetzung“ von Befunden bietet die Plattform „Was hab ich?“ mittlerweile weitere Serviceleistungen an. So wurde eine Software entwickelt, mit deren Hilfe Ärzte ganz einfach verständliche Patientenbriefe diktieren können. In einigen Kliniken ist sie bereits im Einsatz. In der Schweiz testet man diese Software aktuell im Rahmen eines Forschungsprojektes in niedergelassenen Praxen. Außerdem können heutige und zukünftige Ärzte einen kompakten Online-Kurs belegen und die Grundlagen verständlicher Kommunikation erlernen und ausprobieren.
Seit 2011, also nun im 13. Jahr, schreibt „Was hab ich?“ eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, wie einfach und wichtig eine verständliche Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist.
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