Weltdiabetestag – Gemeinsam für gute Versorgung
Der Weltdiabetestag ist traditionell die Gelegenheit, um eine breite Öffentlichkeit, Politik, Kostenträger und Leistungserbringer auf die epidemischen Ausmaße der Diabeteserkrankung aufmerksam zu machen und Perspektiven für eine bessere Diabetesversorgung zu entwickeln. In diesem Jahr hatten ADBW und Diabetiker Baden-Württemberg DBW zu einer Podiumsdiskussion ins Stuttgarter Rathaus eingeladen. Mehrere Impulsvorträge skizzierten die drängendsten Aufgabenfelder, die dann mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen sowie den Vorsitzenden von AOK und privater Krankenversicherung erörtert wurden.
Die Vorsitzende der Patientenorganisation Diabetiker Baden-Württemberg, Helene Klein, erläuterte zu Beginn der Veranstaltung, wie wichtig die Selbsthilfe für die einzelnen Betroffenen und für die Versorgung als Ganzes ist. Als Beispiele nannte sie das Projekt DIAschulisch für junge Patienten und die Wieland-Stiftung für die ältere Generation von Menschen mit Diabetes. „In COVID-Zeiten hat die Selbsthilfe sehr gelitten, die Projekte sind nicht ausreichend und oft zeitlich begrenzt finanziert. Wir brauchen Unterstützung“, so die DBW-Vorsitzende.
Prof. Lobmann präsentiert dramatische Zahlen
ADBW-Vorsitzender Prof. Ralf Lobmann machte anhand weniger Zahlen deutlich, wie dramatisch die Volkskrankheit Diabetes ist. Alle 55 Sekunden wird in Deutschland eine neue Diabetesdiagnose gestellt, bis 2040 wird ein Anstieg von heute 8 Millionen Menschen mit Diabetes auf dann 12 Millionen erwartet. Auch beim Typ-1-Diabetes wird eine Verdopplung in 20 Jahren erwartet. Größtes Einzelrisiko ist die Zunahme der Adipositas in der Bevölkerung. Wichtig ist hier, die Manifestation des Diabetes hinauszuzögern, schon 1 kg Gewichtsabnahme bedeutet eine Reduzierung der Inzidenz von 16 %. „Es warten große Aufgaben auf die Diabetologie und zugleich wird deren Infrastruktur ausgehöhlt“, so Prof. Lobmann. „Von ehemals 36 Lehrstühlen für Diabetologie sind nur noch 8 übriggeblieben, es fehlt an Nachwuchs und das DRG-System arbeitet gegen die Diabetologie, weil unsere Arbeit schlechter vergütet wird als die anderer Fachdisziplinen. Im Ergebnis werden Diabetesabteilungen geschlossen und die Versorgung in der Fläche ausgedünnt.“
Nach diesen Eingangsworten konnte der Moderator des Abends, Prof. Jochen Seufert, die Gäste und Gesprächspartner begrüßen. Für die Landtagsfraktionen waren deren gesundheitspolitische Sprecher gekommen, für die SPD Florian Wahl, der auch Vorsitzender des Ausschusses Soziales ist, Jochen Haußmann für die FDP, Petra Krebs für die Grünen und Dr. Michael Preusch, der selbst Kardiologe ist, für die CDU. Die Kostenträger waren mit dem AOK-Vorsitzenden Johannes Bauernfeind und dem Verbandsvorsitzenden der PKV, Dr. Ralf Kantak, vertreten.
Viel Übereinstimmung, aber auch Reibungspunkte
Der Abend brachte viel Übereinstimmung, aber auch Reibungspunkte und eine lebhafte Diskussion, die durch verschiedene kurze Impulsvorträge immer wieder neue Themen aufgreifen konnte. Die Digitalisierung sahen alle Teilnehmer als „work in progress“, Ärzte und Patienten kritisierten schleppende Umsetzung, mangelnde Vergütung und bürokratische Überforderung nach dem Motto: „Gib einem Bürokraten ein Formular und er macht zwei daraus.“ Politik und Kassen hielten dagegen, dass Kliniken und niedergelassene Ärzte nicht immer die digitale Transformation unterstützten und die Warnung vor dem gläsernen Patienten oft die Furcht vor dem gläsernen Arzt gewesen sei. Die Grünen-Politikerin Petra Krebs hob auch hervor, dass vieles in Berlin entschieden werde und Diabetes in den Gremien mit vielen anderen Themen konkurriere und vielleicht nur einmal im Jahr auftauche.
Auch die guten Entwicklungen in Baden-Württemberg fanden an diesem Abend angemessene Würdigung, eine Forschungslandschaft, die in anderen Bundesländern durchaus neidvoll betrachtet wird. Gelder, um Versorgungsmodelle zu etablieren und vor allem ein intensiver Austausch zwischen Patienten, Politik, Ärzten und Kostenträgern, so wie an diesem Tag. Diese gute Zusammenarbeit werde auch dringend gebraucht, so das gemeinsame Fazit, angesichts der Herausforderungen in der Zukunft.
Mehr Impressionen der Veranstaltung finden Sie in unserer Bildergalerie
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