EASD verleiht renommierten Minkowski-Preis an Prof. Martin Heni

Bei der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Stockholm wurde Prof. Martin Heni für seine Forschungen zu den Wechselwirkungen zwischen Gehirn, Glucosestoffwechsel und Fettgewebe Ende September mit dem Minkowski-Preis ausgezeichnet. Dieser mit 20.000 € dotierte Preis ist der älteste Forschungspreis der europäischen Diabetes-Fachgesellschaft. Prof. Heni hat über viele Jahre in Tübingen gearbeitet und geforscht, seit 2022 ist er Leiter der Sektion für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Ulm. Im Interview für den ADBW-Newsletter spricht er über seine Forschung.
Prof. Heni, zunächst einmal Glückwunsch im Namen der ADBW zur Auszeichnung mit dem renommierten Minkowski-Preis der EASD. Was hat Ihre Aufmerksamkeit auf die Interaktion von Gehirn, Zuckerstoffwechsel und Fettgewebe gelenkt?
Als junger Forscher habe ich gesehen, dass es rund um den Diabetes viel organspezifisches Wissen gibt, zum Einfluss von Leber, Pankreas, Darm, usw. Im Team haben wir uns dann gefragt, ob es nicht die Summe und das Zusammenspiel all dieser Organe ist, die den Zuckerstoffwechsel beeinflussen, mit dem Gehirn als zentralem übergeordneten Steuerungsorgan. In Tübingen hatte ich dann sehr gute Voraussetzungen, unsere Hypothesen nicht nur im Tierversuch, sondern auch an Menschen zu untersuchen. Unsere leitende Fragestellung war dabei, wie Insulin im Gehirn wirkt, ob es eine Insulinresistenz im Gehirn gibt und wie das die Herausbildung bestimmter Phänotypen beeinflussen kann.
Was sind zentrale Erkenntnisse Ihrer Forschung?
Wir konnten nachweisen, dass Insulin im Gehirn wirkt und beschreiben, wie dies den Stoffwechsel im ganzen Körper beeinflusst. Es gibt eine Insulinresistenz im zentralen Nervensystem und das hat langfristig ungünstige Auswirkungen, besonders auf die Fettverteilung. Heute wissen wir, dass die Fettverteilung bei Adipositas ganz entscheidend für das Risiko einer Diabeteserkrankung ist. Wir haben entdeckt, dass die Insulinresistenz im Gehirn nicht unabänderlich ist, sondern pharmakologisch wie auch mit Lebensstilmaßnahmen zu beeinflussen ist. Das macht den Wert der bisherigen Forschungsergebnisse aus, auch wenn natürlich noch viele Mechanismen tiefergehend untersucht werden müssen.
Seit diesem Jahr arbeiten Sie in Ulm, wie geht es weiter und was ist an konkreten Therapieoptionen zu erwarten?
Unsere langjährigen Forschungsarbeiten, die jetzt mit dem Minkowski-Preis ausgezeichnet wurden, fanden in Tübingen statt und die Anerkennung gilt auch dem ganzen Team, das unermüdlich daran mitgearbeitet hat. In Ulm bietet sich jetzt die Gelegenheit, den Forschungsschwerpunkt Diabetes und Stoffwechsel auszubauen und die bisherigen Erkenntnisse in Richtung Behandlungsoptionen weiterzuentwickeln. Natürlich werden daraus nicht innerhalb weniger Jahre Therapien entstehen, die sofort Einzug in die Leitlinien halten können. Hier sind Geduld und Ausdauer gefragt. Wir haben großes Glück, unsere Forschungen in Baden-Württemberg durchführen zu können. Die hiesige Landesregierung hat erkannt, wie wichtig die universitäre Verankerung der Diabetologie ist, so dass wir in Baden-Württemberg glücklicherweise vier Unikliniken mit Professuren für Diabetologie haben. Die Möglichkeiten am Standort Ulm werde ich konsequent nutzen, um wissenschaftlich den nächsten Schritt zu gehen und so einen Beitrag zum besseren Verständnis von Diabetes und Adipositas zu leisten.
Die komplette Pressemitteilung der Universität Ulm zur Auszeichnung für Prof. Heni finden Sie hier als pdf.
Bildquelle: Andreas Keilholz
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