Weit über 100 Teilnehmer beim gelungenen Jahreskongress der ADBW in Offenburg
Wer Symbolik mochte, der fand sie schon vor Beginn des eigentlichen Kongresses. Am frühen Nachmittag waren die Gewitter in der Ortenau rund um Offenburg angekommen und der Regen prasselte nur so herab. Das alles konnte jedoch die Mitglieder der ADBW nicht stoppen und alle kamen pünktlich, wohlbehalten und meist trocken im Mercure Hotel an, dem Tagungsort für Jahreskongress 2024. So konnte Tagungspräsident Dr. Thomas Helling die gut 100 Gäste pünktlich um 14 Uhr begrüßen und das dichte und abwechslungsreiche Programm eröffnen. Schon zuvor hatte er eine Gruppe von Kongressteilnehmern fachkundig durch die MEDICLIN Staufenburg Klinik im nahen Durbach führen können, die größte Rehaklinik für Diabetologie in Baden-Württemberg. Nach zwei Tagen konnten Tagungspräsident Dr. Helling und ADBW-Vorstand Prof. Lobmann im Video ein rundum positives Fazit ziehen. Hier geht’s direkt zum Video. Mehr Impressionen vom diesjährigen Kongress finden Sie in unserer Bildergalerie.
Mit vielen Referenten konnten wir kurze Video-Statements zu den „Take Home Messages“ ihrer Vorträge führen. Diese Videos werden wir in den kommenden Monaten hier im Newsletter vorstellen, freuen Sie sich schon jetzt auf interessante und manchmal überraschende Botschaften. Das wissenschaftliche Programm begann mit der Session „Klinisch relevante Forschungstrends in der Diabetologie“ unter Vorsitz von Prof. Seufert. PD Dr. Katharina Laubner aus Freiburg gab einen Überblick zu einem Thema, das zurzeit in aller Munde ist: „Neue Therapieoptionen für die Adipositas.“ Im Anschluss präsentierte Prof. Norbert Stefan aus Tübingen therapeutische Optionen bei der Behandlung der Fettleber. Prof. Martin Heni sprach über die Möglichkeit, die Insulinwirkung im Gehirn für die Klinik zu nutzen. Abgerundet wurde der erste Themenblock mit dem Update Retinopathie von Prof. Hansjürgen Agostini aus Freiburg.
Festvortrag stand ganz im Zeichen der Rehabilitation
Nach der Kaffeepause konnten die Kongressbesucher zwischen drei Industriesymposien wählen, „Frühe Diabetestherapie mit Inkretinen,“ „Die Rolle des Basalinsulins heute und morgen“ sowie „Ein prädiktives CGM – einfach vorbereitet sein.“ Der Festvortrag stand ganz im Zeichen der Rehabilitation bei Diabetes, ein Bereich, den Tagungspräsident Dr. Helling diesmal bewusst in den Fokus gestellt hat. Dr. Sabine Remy sprach über die Indikationsstellungen für berufliche und medizinische Rehabilitation, sie arbeitet in der Grundsatzabteilung/Sozialmedizinischer Dienst bei der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg in Karlsruhe. Ziel der Deutschen Rentenversicherung DRV ist es, Menschen in der Erwerbsfähigkeit zu halten. Die Rehabilitation soll dabei eine erhebliche Gefährdung der Erwerbsfähigkeit abwenden, gemeint ist damit ein Ausscheiden aus dem Erwerbsleben in den nächsten 3 Jahren. Rehabilitationskliniken bieten heute multimodale Behandlungsansätze und stellen hohe Anforderungen an die Rehabilitanden. „Reha ist keine Kur,“ betonte Dr. Remy und verwies auf die guten Ergebnisse. So stehen ¾ der Menschen nach einer Reha wieder im Erwerbsleben, 70% sind mit den Ergebnissen ihrer Rehabilitation zufrieden und jeder Euro, der in eine Rehamaßnahme investiert wird, kommt mindestens 5-fach zurück. Dennoch hält sich hartnäckig die Meinung, dass die Erfolge der Rehamaßnahmen „nur ein Strohfeuer“ darstellen und rasch verschwinden, so Dr. Remy. Die Rehaträger arbeiten sehr bewusst auf eine Verstetigung des Erreichten hin und haben Konzepte für die Nachsorge nach einer Rehabilitationsmaßnahme entwickelt, etwa „Irena oder Psyrena.“ Die Diagnose Diabetes mellitus ist immer eine Indikation für eine Anschluss-Rehabilitation AR oder Anschluss-Heilbehandlung AHB im direktem Zusammenhang mit einem stationären Aufenthalt. Das ist nicht immer bekannt und sollte viel stärker genutzt werden, so der abschließende Appell von Dr. Sabine Remy von der Deutschen Rentenversicherung.
Nach so viel wissenschaftlicher Nahrung war es Zeit, das Festbuffet im Restaurant Hofkammer ebenso zu genießen wie die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen und das verzaubernde Unterhaltungsprogramm.
Samstagmorgen startet mit neuen Therapeutika
Pünktlich um 8:30 Uhr war das Plenum mit über 80 Kongressteilnehmern schon wieder voll besetzt, als Prof. Lobmann die Session „Neue Therapeutika“ eröffnete. Prof. Winfried März aus Augsburg war sogar an seinem Geburtstag zum Vortrag gekommen und wurde dafür besonders mit Blumen und einem Geschenk geehrt. In seinem Vortrag „Kardiovaskuläres Risiko: Cholesterinsenkung und mehr“ plädierte er für eine drastische LDL-Senkung und schloss mit den Worten: „Kein LDL, keine Atherosklerose. Ich nehme täglich ein niedrig dosiertes Statin, mein LDL liegt damit bei rund 25.“ Prof. Monika Kellerer aus Stuttgart sprach über die neuen Wocheninsuline und stellte dazu eine Vielfalt an Studienergebnissen vor. Prof. Bernd Hohenstein aus Villingen-Schwenningen widmete sich in seiner Präsentation dem Thema: „Diabetes – Niere und Aldosteronantagonisten. Prof. Jochen Seufert aus Freiburg schloss die Session mit seinem Vortrag „Einfach-Zweifach-Dreifach – Inkretin (Co-) Agonisten“ ab.
Was noch wichtig ist bei der Diabetesversorgung
Nach der Kaffeepause standen dann unter dem Vorsitz von Dr. Thomas Helling sozialmedizinische und psychologische Aspekte der Diabetesversorgung auf dem Programm. Er selbst eröffnete den Reigen mit dem Vortrag „Reha und Verhaltensmedizinisch orientierte Reha bei Stoffwechselerkrankungen.“ Rechtsanwalt Oliver Ebert aus Stuttgart widmete sich Fragen aus dem Bereich „Juristische Aspekte von Arbeit und Fahrtüchtigkeit“ und sprach über Fälle, in denen Patienten in einer Unterzuckerung schwere Unfälle verursacht haben. Etwas, was alle Behandler vermeiden wollen. Prof. Bernd Kulzer aus Bad Mergentheim sprach über „Psychische Komorbiditäten bei Diabetes.“ So entwickelt jeder 3. Patient im Laufe seines Lebens eine Depression. Bei Kindern mit Diabetes Typ 1ist die Suizidrate doppelt so hoch wie bei gesunden Altersgenossen. Zum Schluss der Session ging Prof. Lobmann aus Stuttgart auf ein zunehmend akutes Problem ein: „Besonderheiten bei geriatrischen Patienten mit DFS.“
Drei praktische Workshops am Nachmittag
Nach der Mittagspause konnten die Kongressbesucher aus drei parallel stattfindenden praxisorientierten Workshops auswählen. „Sonographie der Schilddrüse, Ernährung bei Diabetes und Adipositas sowie AID für Einsteiger.“ Auch bei sommerlichem Wetter waren die Workshops gut besucht und die Mitglieder der ADBW kosteten den Kongress 2024 in Offenburg bis zur letzten Minute aus. Eine kurze Zusammenfassung wichtiger Vorträge bei der Jahrestagung gibt Prof. Jochen Seufert im Video.
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